Die Galerie der Bilder Ostermanniana © W. Dworakowski, 2002 |
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Heinrich Graf Ostermann: Wer war dieser Heinrich Ostermann oder wir er sich in Russland nannte Andrej Iwanowitsch Ostermann? 1687 in Bochum geboren, stammte Ostermann aus einer angesehenen Familie, die Bürgermeister, Advokaten, Richter, Pfarrer hervorgebracht hat. Sein Großvater und sein Vater waren lange Jahre Pastoren an der evangelischen Pauluskirche in Bochum. Nach seiner Schulausbildung an den Gymnasien in Soest und Dortmund ging Ostermann an die Universität Jena, um Jura zu studieren. Hier ereignete sich jener tödliche Zwischenfall, der sein weiteres Leben radikal verändern sollte: Im Streit und in "großer Trunkeneheit" erstach er einen Kommilitonen. Heinrich Ostermann, damals noch keine 16 Jahre alt, tauchte unter und floh nach Amsterdam. Dort ließ er sich als Untersteuermann in der russischen Marine anheuern. In Russland lernte Zar Peter der Große den intelligenten, sprachbegabten, fleißigen Ostermann kennen und schätzen. Er machte ihn zum Sekretär und Ratgeber in außenpolitischen Fragen, schickte ihn als Emissär an die wichtigsten Höfe Europas, ließ ihn in Verhandlungen zur Beendigung des Nordischen Krieges führen. Der Friedensvertrag mit Schweden in Nystadt 1721 war das Meisterstück des jungen Diplomaten Ostermann, der nun eine schnelle Karriere am Zarenhof machte: Er wurde zum Vizekanzler und Außenminister ernannt, in den erblichen Grafenstand erhoben und mit einer Frau aus dem russischen Hochadel verheiratet. Schließlich stieg er zum Premierminister und Generaladmiral auf und wurde so für die gesamte russische Politik zuständig - im Innern wie nach außen. Sein Einfluss und seine Machtfülle waren schließlich so groß, dass er als der "ungekrönte Kaiser" Russlands galt. Das brachte aber auch sein schnelles Ende: Vor 260 Jahren wurde Ostermann nach einer Palastrevolte gestürzt und schließlich in die Verbannung geschickt: steiler Aufstieg und tiefer Fall. Später wurde Ostermann rehabilitiert. Unter Katharina der Großen machten die Söhne Ebenfalls eine große politische und militärische Karriere. Es kam zu Heiratsverbindungen mit der Adelsfamilie der Tolstoj und mit der Fürstenfamilie der Golizyn. Letztendlich: eine gelungene deutsch-russische Erfolgs - und Integrationsgeschichte. Bedeutung Ostermanns Ostermann hat fünf russischen Herrschern gedient: Peter dem Großen, Katharina I., Peter II., Anna Ioannowna, Iwan VI. In einer äußerst instabilen Übergangszeit nach dem Tod Peters des Großen war Ostermann der Garant für politische Stabilität und Kontinuität. Er schuf einen modernen diplomatischen Dienst, verteidigte mit allen Mitteln die eingeleitete Westöffnung und die errungene Großmachtstellung Russlands und trieb gegen vielerlei Widerstände die innere Modernisierung des Landes auf vielen Ebenen weiter voran. In den Jahren 1725 bis 1740 war Ostermann nicht nur einer der wichtigsten Politiker Russlands, sondern ein Staatsmann von europäischem Rang und Ansehen. Als aufgeklärter, philosophisch reflektierender Staatenlenker und Erzieher Peters II. versuchte er, das Bild eines "idealen Herrschers" zu entwerfen und die Politik insgesamt auf Vernunft und Staatsräson zu gründen. Als Wanderer zwischen den Welten, als Deutscher und als Russe wurde er zu einem wichtigen Exponenten und entscheidenden Förderer der deutsch-russischen Beziehungen. Dadurch behält sein Werk nicht nur Gültigkeit für das 18. Jahrhundert, sondern auch für die heutige Zeit. Dr. Johannes Volker Wagner Aus russischen und deutschen Schatzkammern: Ausgesuchte
Exponate, die zum großen Teil noch nie in Deutschland zu sehen waren,
werden in einer Ausstellung gezeigt, die inszenatorisch den schwierigen
und zugleich beeindruckenden Lebensweg Ostermanns nachzuvollziehen sucht.
Die hervorragenden Stücke stammen zumeist aus Moskau: Gegenstände des
russischen Hofs, Krönungsbecher und Kleidungsstücke, Gerätschaften und
Waffen, Ikonen und liturgische Objekte, Staatsverträge und administrative
Dokumente, Porträts von Herrschern und Herrscherinnen, von Mitstreitern
und Gegnern des Grafen Ostermann, Einblicke in seinen privaten Lebensbereich
und ein seine dienstliche Korrespondenz; auch: Zeugnisse aus seiner Bochumer
Kindheit und Jugend sowie aus jenen Städten in denen sich Teile seines
Lebens abgespielt haben: Soest, Dortmund, Jena, Amsterdam, St. Petersburg,
Moskau, Beresow in Sibirien. |
Die Galerie der Bilder Ostermanniana © W. Dworakowski, 2002 |